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Kompetenzmodell

Prozess- und Inhaltsbereiche

Die Bildungsstandards Informatik für die Sekundarstufe II sind nach den etablierten Prozess- und Inhaltsbereichen der Bildungsstandards Informatik für die Sekundarstufe I strukturiert.

ProzessbereicheInhaltsbereiche
MI
BB
SV
KK
DI
Modellieren und Implementieren
Begründen und Bewerten
Strukturieren und Vernetzen
Kommunizieren und Kooperieren
Darstellen und Interpretieren
ID
AL
SA
IS
IMG
Information und Daten
Algorithmen
Sprachen und Automaten
Informatiksysteme
Informatik, Mensch und Gesellschaft


Die aufgeführten Prozess- und Inhaltsbereiche sind Ergebnis eines langjährigen Diskussionsprozesses der fachdidaktischen Gemeinschaft. Durch sie werden in der Schule wesentliche Kompetenzen informatischer Bildung abgedeckt. Mit der Ausweisung von jeweils fünf Prozess- und Inhaltsbereichen wird deutlich, dass in einem guten Informatikunterricht vielfältige Kompetenzen erworben werden.

Informatische Kompetenzen erwachsen in der aktiven Auseinandersetzung mit den Inhalten. Die Formen der Auseinandersetzung werden in den Prozessbereichen beschrieben. Die Prozess- und Inhaltsbereiche sind untrennbar und vielfältig miteinander verzahnt. Das bedeutet, dass verschiedene Inhalte beispielsweise dargestellt und interpretiert werden. Umgekehrt wird beispielsweise der Inhaltsbereich Informatiksysteme anhand von Tätigkeiten aus verschiedenen Prozessbereichen erschlossen.
 

Anforderungsbereiche

Das Kompetenzmodell der Bildungsstandards Informatik der Sekundarstufe II umfasst neben den Prozess- und Inhaltsbereichen mit den Anforderungsbereichen eine dritte Dimension. Dabei beschreiben die Anforderungsbereiche unterschiedliche kognitive Ansprüche von informatischen Aktivitäten, die daher in den Prozessbereichen ausdifferenziert werden. Da ein empirisch abgesichertes Kompetenzmodell fehlt, stellen die Anforderungsbereiche keine Ausprägungen oder Niveaustufen einer  Kompetenz dar.

Drei Anforderungsbereiche werden unterschieden:

  • I Reproduktion,
  • II Reorganisation und Transfer,
  • III Reflexion und Problemlösung.

Die nachfolgende Beschreibung der Anforderungsbereiche entspricht den Einheitlichen Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung Informatik (EPA Informatik, vgl. KMK, 2004). Sie beruhen auf der praktischen Erfahrung in der Schule und auf einschlägigen Aufgabenformaten aus vorhandenen Klausur- und Abituraufgaben. Für Aussagen über die Angemessenheit, Qualität und Komplexität der Anforderungen stellen die Anforderungsbereiche einen Orientierungsrahmen dar, in dem sich die Leistungen von Schülerinnen und Schülern erfahrungsgemäß bewegen.

Der Anforderungsbereich I Reproduktion umfasst

  • die Wiedergabe von bekannten Sachverhalten aus einem abgegrenzten Gebiet im gelernten Zusammenhang,
  • die Beschreibung und Darstellung bekannter Verfahren, Methoden und Prinzipien der Informatik,
  • die Beschreibung und Verwendung gelernter und geübter Arbeitstechniken und Verfahrensweisen in einem begrenzten Gebiet und in einem wiederholenden Zusammenhang.

Der Anforderungsbereich II Reorganisation und Transfer umfasst

  • die selbstständige Verwendung (Auswählen, Anordnen, Verarbeiten und Darstellen) bekannter Sachverhalte zur Bearbeitung neuer Frageoder Problemstellungen unter vorgegebenen Gesichtspunkten in einem durch Übung bekannten Zusammenhang,
  • die selbstständige Übertragung des Gelernten auf vergleichbare neue Situationen, wobei es entweder um veränderte Fragestellungen, veränderte Sachzusammenhänge oder um abgewandelte Verfahrensweisen gehen kann,
  • die Anwendung bekannter Verfahren, Methoden und Prinzipien der Informatik zur Lösung eines neuen Problems aus einem bekannten Problemkreis.

Der Anforderungsbereich III Reflexion und Problemlösung umfasst

  • die planmäßige Verarbeitung komplexer Gegebenheiten mit dem Ziel, zu selbstständigen Gestaltungen, Deutungen, Folgerungen, Begründungen bzw. Wertungen zu gelangen,
  • die bewusste und selbstständige Auswahl und Anpassung geeigneter gelernter Methoden und Verfahren in neuartigen Situationen. Dabei werden aus gelernten Denkmethoden bzw. Lösungsverfahren die zur Bewältigung der Aufgabe geeigneten selbstständig ausgewählt und einer neuen Problemstellung angepasst.

In der Schule können die Anforderungsbereiche als methodisches Grundprinzip zur Gestaltung von Lernprozessen angewendet werden. Sie realisieren das didaktische Prinzip vom Einfachen zum Komplexen. Lernaufgaben, die unter Berücksichtigung der Anforderungsbereiche entworfen sind, ermöglichen einen leichten Einstieg, haben ihren Schwerpunkt in der Analyse, Reorganisation und dem Transfer des Fachinhalts, ermöglichen aber auch Reflexion und selbstständiges Problemlösen. Sie weisen differenzierte und offene Aufgabenstellungen auf. Die Orientierung an Anforderungsbereichen berücksichtigt die Heterogenität im Informatikunterricht und liefert somit auch einen Beitrag zur Binnendifferenzierung und Individualisierung des Unterrichts.

Den Teilaufgaben der in Kapitel 4 dargestellten Aufgabenbeispiele wurden Anforderungsbereichen zugeordnet. Da dies nicht immer eindeutig möglich war, sind manche Teilaufgaben auch mehreren Anforderungsbereichen zugeordnet. Die Zuordnung erfolgt durch die Angabe von Bewertungseinheiten pro Anforderungsbereich. Im Verständnis dieses Dokuments liegt bei gut konzipierten Lern- und Prüfungsaufgaben der Anteil des Anforderungsbereichs II bei 50 %, und Anforderungsbereich I hat einen höheren Anteil als Anforderungsbereich III. Dadurch werden Einseitigkeiten vermieden und die Vergleichbarkeit der Prüfungsaufgaben sowie der Bewertung der Prüfungsleistung verbessert.

Das durch die Prozess-, Inhalts- und Anforderungsbereiche repräsentierte Kompetenzmodell der Bildungsstandards Informatik unterstützt die Übersetzung allgemeiner Bildungsziele in Unterrichtsvorhaben und konkrete Aufgaben stellungen. Es stellt somit ein Bindeglied zwischen den Kompetenzen, den Lernprozessen im Unterricht sowie den Aufgaben in Prüfungssituationen dar.